Seeligstadt Heimatverein Johann-Joachim Kändler

Ist Johann Joachim Kändler ein Sohn der Gemeinde Fischbach oder Seeligstadt?

Unsere engere Heimat hat Männer hervorgebracht, die durch ihr Schaffen das deutsche Geistes‑ und Kulturleben derartig bereicherten, dass ihre Namen unbestritten Weltruf genießen. Denken wir dabei an Lessing (Kamenz), Rietschel (Puls­nitz), Fichte (Rammenau) und Johann Joachim Kändler (Seeligstadt oder Fisch­bach).

Diese Broschüre wurde anlässlich des 300. Geburtstags von Johann Joachim Kändler vom Heimatverein Seeligstadt erarbeitet und im Juni 2006 herausgebracht.

Bild: Seeligstadt Kändler
Seeligstadt Kändler
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Johann Joachim Kändler
Zu Ehren des 300. Geburtstages von Johann Joachim Kändler
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Wo hat Johann-Joachim Kändler, der durch sein hervorragendes Kunstschaffen der Meißner Porzellanmanufaktur Weltruf einbrachte, das Licht der Welt erblickt? Sind es bei Homer sieben Städte, die sich um die Palme, der Geburtsort des Dichters zu sein, streiten, so sind es bei Johann Joachim Kändler zwei schlichte Dörfer un­serer Heimat, Seeligstadt und Fischbach.

Alle älteren biografischen Mitteilungen über Kändler stimmen darin überein, dass seine Geburt im Jahre 1706 erfolgte. Als Geburtsort wird in der Regel Seeligstadt erwähnt, seltener dagegen Fischbach. So verzeichnet das "Vollständige Staats‑, Post‑ und Zeitungslexikon von Sachsen" vom Jahre 1824 unter Seeligstadt folgen­ den Nachsatz: "Hier wurde auch im Jahre 1706 Johann Joachim Kändler, ein bekannter Künstler, geboren. Er war Hofbildhauer von Dresden und zuletzt Direktor der Meißner Porzellanfabrik, wo er im Jahre 1775 verstorben ist. Auch R. Steche nennt in seinem Werk „Beschreibende Darstellung der älteren Bau‑ und Kunstdenkmäler Sachsens“ (1882) Seeligstadt als Geburtsort Kändlers.

Was berichten uns die urkundlichen Quellen? Johann Joachim Kändler war der Sohn des gleichnamigen Pfarrers von Fischbach. Dieser Geistliche amtierte dort von 1691 bis 1735 und hatte gleichzeitig die Gemeinde Seeligstadt seelsorgerisch mitzubetreuen. Im Fischbacher Kirchenbuch, dessen Geburtsregister 1695 beginnt, findet Kändlers Geburt im Jahre 1706 keine Erwähnung. Ebenso nicht in den Jahren vorher und nachher, obwohl die übrigen Kinder der an Kopfzahl nicht kleinen Pfarrersfamilie genannt werden. Es ist kaum anzunehmen, dass der Fischbacher Pfarrer vergessen haben sollte, die Geburt seines Sohnes einzutragen. Das kirchenamtliche Geburtenregister der Gemeinde Seeligstadt beginnt im Jahre 1694. Doch dann klafft leider von 1698 bis 1713 eine Lücke. Da Kändlers Geburt, wie bereits erwähnt, 1706 erfolgte, können wir auch hier nichts erfahren. Johann Joachim Kändlers Geburt fiel in die wirren reichen Zeit des sogenannten Schwedenkrieges. Fremdes Kriegsvolk zog damals durch unsere Heimat. Es ist möglich, dass in jenen Tagen die Fischbacher Pfarrersfamilie nicht vollständig beisammen war und so der berühmte Meister in Seeligstadt geboren wurde. Auch an eine andere Möglichkeit sei noch gedacht. Der Vater des großen Künstlers war zweimal verheiratet, was bisher die Kändlerforschung nicht beachtet hat. Vielleicht hat er seine zweite Gattin aus Seeligstadt heimgeführt und diese brachte ein Kind mit, das nach damaliger Gepflogenheit den Namen seines neuen Pflegevaters erhielt. Da die Trauregister der Gemeinde Fischbach erst 1713 und das Seeligstädter sogar erst 1725 beginnen, so lässt sich auch diese Frage nicht beantworten. Obwohl die urkundlichen Quellen recht dürftig sind, können wir trotzdem annehmen, dass Kändler in Seeligstadt geboren wurde. Den früheren Heimatforschern, die von Kändlers Geburt in Seeligstadt schrieben, stand noch ein lückenloses Kirchenbuch der Gemeinde zur Verfügung. 

Quelle: Burkhardt Heimatbuch

Sein Leben

Nach einer Lehre bei dem Bildhauer Thomae in Dresden wurde er 1731 von August dem Starken zum Hofbildhauer ernannt. Seine frühen Porzellan-Tiergruppen zeigen eine kraftvolle Umsetzung des Natureindrucks unter dem Einfluss der Dresdner Bildhauerei. Der Ruhm der Meißner Manufaktur begründet sich auf Kändlers in technischer und ästhetischer Hinsicht vollendeten Porzellanplastiken. Am Schwanenservice für seinen Gönner, den Grafen von Brühl, entwickelte er die Kleinfigurenszene, die in Form von Aufzügen und Maskeraden das Gebrauchsgerät bereichert. Seine Arbeiten zeichnen sich durch eleganten Schwung und leichte Anmut aus und sind vollkommenster Ausdruck des Rokoko. Kändler kam am 15. Juni 1706 als Sohn eines Pfarrers, wahrscheinlich im sächsischen Seeligstadt zur Welt. Er wuchs in einem klassisch gebildeten Umfeld auf und verfügte daher über ausgezeichnete Kenntnisse der griechischen Mythologie. Dieses Wissen, viel handwerkliches Geschick und eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe legten den Grundstein für Kändlers spätere Karriere, welche ihn bis an den Hof des Preußenkönigs Friedrich II. führen sollte. Der finanzielle Erfolg des Porzellankünstlers verlief dabei durchaus parallel zu seinem gesellschaftlichen Aufstieg. Doch obwohl er am Ende seines Lebens über mehrere Grundstücke sowie einen eigenen Weinberg verfügte, hinterließ er bei seinem Tod, im Jahre 1775, hohe Schulden. Er wurde in aller Stille auf dem Sankt-Afra-Friedhof in Meißen beerdigt. Kändlers beruflicher Werdegang begann bei dem berühmten Dresdner Hofbildhauer und Altarschnitzer Johann Benjamin Thomae (1682–1751), wo der Pfarrerssohn in die Lehre ging. Bereits damals legte er viel Geschick und eine außergewöhnliche Auffassungsgabe an den Tag, was ihm bereits in jungen Jahren verantwortungsvolle Aufgaben einbrachte. Sein Talent blieb nicht unerkannt und am 22. Juni 1731 im Alter von 25 Jahren wurde er von der Porzellanmanufaktur Meißen als Modellierer eingestellt. Dort arbeitete er erst als Modellmeister, später als Leiter der plastischen Formgestaltung und schließlich als Arkanist. Den Höhepunkt seiner Laufbahn bildete zweifellos die Ernennung zum Hofkommissar im Jahre 1749. Die Werke, die er im Auftrag Meißens schuf, veränderten die Porzellanherstellung nachhaltig. Seine frühen Skulpturen, welche in erster Linie Motive aus der Tierwelt wiedergaben, wurden für ihre Natürlichkeit und Eleganz gerühmt, welche sie vom Pathos der üblichen Darstellungen abhob. Zu nennen sind insbesondere seine Vogelskulpturen, beispielsweise Eichelhäher mit Eichhörnchen und Hirschkäfer, Pirol sowie Wiedehopf mit Maikäfer. Das 1738 im Auftrag des Grafen von Brühl entstandene „Schwanenservice“, welches heute als ein Hauptwerk barocker Porzellankunst gilt, markierte seine Hinwendung zu dekorativen Kleinfiguren. Später orientierte sich Kändler vermehrt am höfischen Leben und ließ sich von der damals äußerst populären Theaterform der Commedia dell'arte inspirieren. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern schuf er ganze Gruppen kleiner Accessoires und Figürchen, welche die Schäferromantik des Rokoko wiedergaben und den Commedia dell'arte-Charakteren Leben einhauchten. Aus den mehr als tausend verschiedenen Motiven ragt vor allem die 1753 entstandene Affenkapelle heraus, welche Kändler als metaphorische Absage an jegliche Zwanghaftigkeit gesehen haben wollte. Mit dieser Huldigung an das aufklärerische Ideal des freien und vernünftigen Menschen traf er den Zeitgeist und schuf ein zeitloses Meisterwerk europäischer Porzellankunst. Die Affenkapelle hat bis heute nichts von ihrer Popularität eingebüßt und wird nach wie vor reproduziert. Von Kändler stammt die Kreuzigungsgruppe in der Schlosskirche Lauchhammer-West. Neben seiner Tätigkeit als Plastiker hatte sich Kändler aber auch in anderer Funktion um Meißen verdient gemacht. Erst als Leiter der plastischen Formgestaltung, später dann als Geheimnisträger führte er die staatliche Porzellanmanufaktur durch die unruhige Zeit der österreichisch – preußischen Kriege und hielt die Produktion allen Widrigkeiten zum Trotz am Laufen. Nach fünfundvierzigjähriger Tätigkeit in der Manufaktur starb Johann Joachim Kändler am 17. Mai 1775 in Meißen.

Text frei nach Wikipedia

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