Wandern zum ehemaligen Militärstützpunkt in der Massenei
Hans-Peter Brunecker vom Heimatverein Seeligstadt weist auf eine besondere Wanderung am 11. Mai hin, die der Verein organisiert hat. Besichtigt werden die ehemaligen Militäranlagen in der Massenei. | Foto: privat
Der Natur- und Heimatverein hatte zusammen mit Sachsen Forst zu einer Führung im Gelände der ehemaligen Fla-Raketenstellung eingeladen. Von 1960 bis 1990 wurde das Gelände militärisch genutzt. Danach wurde die Feuerstellung am kleinen Stern abgerissen und rekultiviert. Nur die alte Wache blieb erhalten und wurde zum Walderlebniszentrum ausgebaut. Nach dem Brand am 24. November 2011 ist jetzt dort ein attraktiver Neubau entstanden. Das Kasernengelände war dann noch bis März 2011 Asylbewerberheim und ist seitdem dem Vandalismus preisgegeben. Bevor eventuell auch hier der Abriss droht, konnten ehemalige Offiziere bzw. Kommandeure gewonnen werden, die mit großer Sachkenntnis vielleicht letztmalig vor Ort schildern konnten, wie alles war.
Mehrere Seeligstädter hatten dort ihre Armeezeit verbracht und es gab Zivilbeschäftigte sowie andere Kontakte und so war das Interesse natürlich groß. Aber auch sehr viele Auswärtige, besonders ehemalige Armeeangehörige, waren der Einladung gefolgt. Insgesamt kamen über 500 Besucher. Mehrere Gruppen wurden durch das Gelände geführt und Herr Benndorf und Herr Buchler erläuterten ausführlich fachliche Details aus der damaligen Zeit und beantworteten geduldig die vielen Fragen der Teilnehmer.
Gleichzeitig führte der Revierförster Herr Schulze die Besuchergruppen durch den Wald am kleinen Stern und ging besonders auf die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes ein. Die militärischen Belange wurden dort von Herrn Busch erläutert.
Der Natur- und Heimatverein hat dann am neuen Waldhaus am kleinen Stern alle Besucher bewirtet. Es gab Bratwurst vom Grill, Linsensuppe, Kaffee und Kuchen und natürlich war auch für genügend Getränke gesorgt. Kleine Gesprächsgruppen fanden sich und es wurden unterhaltsame Anekdoten ausgetauscht.
Es war sicherlich ein großes Glück, dass von hier, wie in der DDR insgesamt, nie eine Flugabwehrrakete abgeschossen wurde.
Der Natur- und Heimatverein dankt dem Besitzer der Anlage, der Firma Max Aicher, die das Gelände zur Besichtigung freigab. Für die Führungen danke an den Revierförster Ralf Schulze, sowie die ehemaligen Offiziere Oberst Busch, Oberstleutnant Benndorf und Major Buchler.
Werner Frömmel Mai 2014
Herbstwanderung des Heimatvereins im Oktober 2014
Der Natur- und Heimatverein Seeligstadt traf sich im Oktober zur Herbstwanderung. In einem kleineren Rahmen wurde noch einmal das Militärgelände besucht. Am Waldhaus gab es dann noch ein Würstchen.
Die Sonderausstellung zur Gebäude- und Häuserchronik von Seeligstadt, erarbeitet von Hans-Peter Bruneker, gibt es hier als Bilddatei zu sehen.
Die Chroniken vom Vierseithof Fauck und vom Bauerngut Hantzsche können hier aufgerufen werden.
Der Schatz von Seeligstadt
Unter einer alten Dielung hat Familie Dudel Vergangenheit gefunden. Auf Holz hinterließen Bauleute im Jahr 1893 ihre Notizen. Spannende Einblicke.
Von Wolfgang Schmidt
Vor einem Jahr erneuerte Familie Dudel aus Seeligstadt ihre Holzdielung im Haus und fand, unter der alten Dielung einen kleinen Schatz, ein Teil einer alten, 1893 beschrifteten Holzbohle aus Eichenholz. Gudrun Dudel überließ es als Leihgabe dem Natur- und Heimatverein Seeligstadt. Der stellvertretende Vereinsvorsitzende Hans-Peter Bruneker nahm sich der Sache an. Denn das Einmalige des Fundes ist die mit Bleistift aufgebrachte Schrift. Ein kleiner, kostbarer Einblick in die Zeit vor über 120 Jahren in Seeligstadt.
Hans-Peter Bruneker aus Seeligstadt ist leidenschaftlicher Ortschronist. Dieses Stück Holz, aus dem Jahr 1893, mit seinen 14 geschriebenen Zeilen, ist deshalb ein kleiner Schatz, denn er gibt authentisch Aufschluss über Arbeit und Leben im Dorf vor über 120 Jahren.
Auf vierzehn Zeilen informieren die Maurer und Zimmerleute auf der etwa 35 mal 35 Zentimeter großen Fläche des Holzes über den Neubau des Hauses der damaligen Familie Gebauer in Seeligstadt – und darüber hinaus. Gebaut wurde das Haus nach dem 13. Juli 1893 – dem Datum einer der beiden großen Dorfbrände nach einem Blitzeinschlag in Wünschens-Bauerngut. Infolgedessen war das Haus ebenso abgebrannt wie die Anwesen von Haaseneisold, Lauermann, Friedel, Kircheisold und Gnauck. Wie es auf dem Holz weiter heißt, hat den Gebauer-Bau der Großröhrsdorfer Baumeister Julius Völkel mit seinen Zimmerleuten über 14 Wochen lang errichtet. Vermutlich ist die Zeit des Rohbaus gemeint, sagt Hans-Peter Bruneker. Heute kaum mehr vergleichbar und dennoch aufschlussreich über die damalige Zeit sind Preisangaben für Lebensmittel. Laut Aufzeichnungen auf dem Holzstück kostete ein Brot neun Pfennige, Fleisch wird mit 54 Pfennigen genannt. Die Löhne sind mit 25, 35, 40 Pfennig vermerkt und staffelten sich vermutlich nach der Ausbildung und Verantwortung der Gewerke. Auch das Wetter wird beschrieben: „Jetzt haben wir verhältnismäßig gute Witterung“ steht auf dem Holz. Einer der Bauleute hatte nach getaner Arbeit wohl zu viel gebechert, denn es heißt auch darauf: „Vetters Max ist in den schlechten Umständen wegen des verfluchten Branntweines, die Schankmagd lässt tüchtig austrinken“. Und auch Zwistigkeiten gab es: „Handlanger Gottlöber zänkte sich gestern mit dem Maurerpolier Löpelt“.
„Das Fundstück haben wir sofort in die derzeitige Dokumentation ’Historie über Gebäude und Häuser in Seeligstadt‘ im Handwerkerraum unserer Heimatstuben eingeordnet“, so Hans-Peter Bruneker vom Natur- und Heimatverein. Er war es, der die verschnörkelte Schrift auf der Holzbohle übersetzt hatte. In vierjähriger, akribischer und aufwendiger Forschungstätigkeit hat Hans-Peter Bruneker eine umfangreiche Chronik von 39 besonders prägenden Grundstücken wie dem Erbgericht, den Freigütern und der Försterei sowie von Gewerbetreibenden, Häuslern und Bauerngütern erstellt. Hintergrund war eine zurückliegende Fotoausstellung von Seeligstädter Grundstücken. Die war Anlass, sich genauer mit den Häusern zu befassen und weitere Details zu erfahren. „Es war ein mühsames Vortasten in die Geschichte“, erinnert sich der 69-Jährige. Er wollte herausfinden, wie Gebäude entstanden, wer sie bewohnte, wer heutige Eigentümer und ihre Geschichten. Der Hobbychronist studierte Akten im Landeskirchenamt oder Grundbuchakten des ehemaligen Amtsgerichtes Stolpen. Er griff auch auf Unterlagen zurück, die der ehemalige Fischbacher Chronist Wolfgang Marschner hinterließ. Darüber hinaus gaben Eigentümer der Gebäude weitere Hinweise zur Vergangenheit und Gegenwart ihrer Anwesen.
Momentan erforscht Hans-Peter Bruneker die Geschichte der Seeligstädter Kirche. Das möchte er nächstes Jahr abschließen und in einer weiteren Dokumentation in den Heimatstuben der Öffentlichkeit vorstellen. Die mehrere Räume umfassenden Heimatstuben sind im gemeindeeigenen „Erbgericht“ eingerichtet. 2005 beginnend, wurden und werden sie schrittweise weiter gestaltet. „Die Exposition ist Gedächtnis des Ortes, das es gilt, nicht-ideologisch aufzuarbeiten und zu bewahren, frei vom jeweiligen Kleingeist in der Gesellschaft“, so Hans-Peter Bruneker.
Sonderausstellung 100 Jahre Erster Weltkrieg
Ab dem 19. Juli 2014 gibt es eine Sonderausstellung zum einhundertsten Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkrieges. Zu sehen sind unter anderem auch viele Fotos von Gedenkstätten im sächsischen Raum.