Schulgebäude, alte Hausnummer 27, Baujahr 1863
Kirchschullehn; erste Erwähnung einer Schule in Seeligstadt 1576, als Lehrer wird Georg Rauchfuß erwähnt. Um 1694 ist ein Georg Fuchs als Schulmeister, dann Fuchs Junior, um 1718 Johann Gottlob Junghans Schulmeister und Organist und 1730 ein Christian Opitz Schulmeister und Organist erwähnt. Undatiert ist ein Johann Christian Schütze, „welcher beim Lesen am Altare vom Schlage getroffen“ Lehrer gewesen sein soll. Dann ein Georg Karl Gottlieb Melzer, er wurde 1849 emeritiert und war 43 Jahre hiesiger Schullehrer. Am 28.02.1849 kam Johann Christian Schneider als Lehrer nach Seeligstadt und starb am 27.05.1868. Darüber steht bei einer Abschrift aus dem Nachlass des Chronisten Friedrich Ehregott Prasser; „Sein Tod war ein sehr unglückliches Zusammentreffen von Umständen und dadurch entstandenen Ärger und Gemüthserregung herbeigeführt. Er hatte nämlich einen unartigen Schulknaben mit einem Backenstreiche gestraft. Nach Beendigung der Schulstunden kam dessen Vater in die Schule und gab Schneidern in der Hitze eine Ohrfeige, wofür er vom Gerichtsamte Stolpen mit mehr- wöchentlicher Gefängnishaft bestraft ward. Allein, er starb im Gefängnisse, und die Seinigen gaben dem Lehrer die Schuld an seinem Tode. Dieser aber ward darüber außer sich und starb, nachdem er seiner Frau und Tochter noch befohlen hatte, seine irdische Hülle nicht zur Schau auszustellen und an seinem Grabe keinen Gesang anzustimmen. Er war in Seeligstadt, als auch überalle, wo man ihm kannte, ein treuer Schulmann und College und es berührte die Nachricht von seinem letzten Schicksale und Tode aller Herzen gar schmerzlich.“ Er bemühte sich rastlos um den neuen Schulbau. Seine Frau war Aurora Emilie geb. Winkler, aus Pulsnitz stammend.
Bevor der heutige Schulbau begann, stand an gleicher Stelle ein noch in Fachwerk und weicher
Dachung erbaute Kirchschule. Es besaß nur 1 Klassenzimmer und die Wohnung des Lehrers- und Kantors.
Infolge Baufälligkeit abgebrochen und am 14.09.1863 das jetzige eingeweiht, die Baukosten betrugen 4200 Taler. Der Schulbetrieb wird wegen des Neubaus bei Teichs heute Schütze (deswegen der Name Schulteichs entstand) fortgeführt.
Am 10.09.1868 kommt als Lehrer Johann Heinrich Kluge, dann am 29.12.1880 Johann Richard Menzel. Im Jahre 1872 spricht man vom Schullehn und 1903 vom Kirchschullehn. Bis 1886 war ein einziger Lehrer für 100 Kinder zuständig, erst dann zum neuen Schuljahr wurde die Schule bei 110 Kindern vierklassig und ein Hilfslehrer eingestellt. In der Arnsdorfer Zeitung vom 03.01.1906 steht; Seeligstadt Schule, der Geburtstag Sr. Maj. Des deutschen Kaisers wurde in den Oberklassen der hiesigen Volksschule durch einen Aktus festlich begangen, welcher aus Rede, Deklamation und patriotischen Gesängen bestand. Als Lehrer folgt dann von 1910 bis 1922 Roland Schütze. In der Rödertalzeitung vom 28.02.1915 steht; Vom 01. März ab soll der Unterricht an der hiesigen Volksschule wieder um 7 Uhr beginnen, damit eine größere Mittagspause eintritt.
Die Schule wird 1921 erneuert und ein drittes Klassenzimmer geschaffen, indem man die Wohnung des Kirchschullehrers ins Obergeschoss verlegte.
In der Zeit wurde auch die dazugehörige Scheune als Kochküche für die Mädchenfortbildungsschule umgebaut. All diese Arbeiten kosteten 125.000,-- Mark. Die Höhe des Betrages erklärt sich aus der Geldentwertung der Nachkriegsjahre. Von 1922 bis 1936 ist Reinhold Groschwald Lehrer, um 1928 ist auch ein Lehrer Kühn hier tätig.
Ab 1929 fünfklassig bei 120 Kindern. Um 1935 gibt es auch einen Lehrer Fritzsche und eine Frau Möbius. Dann folgt 1936-1945 Fritz Nickel, der auch Ortsgruppenführer der NSDAP ist. Am 06.06.1942 wurde durch einen sogenannten Aufteilungsvertrag zwischen Kirchgemeinde und Schule aus dem Kirchschullehn ein Kantoratslehn. Die Kirchgemeinde erhält dafür eine Zahlung von 5731,-- Reichsmark.
1947 erfolgt ein erneuter Umbau der Kochküche zum vierten Klassenzimmer.
1945-1949 Rudolf Schönfelder, Gerhard Fritzsche aus Stolpen und seit 01.09.1949 Ludwig Müller. 1950 Rolf Liebig aus Dresden, 1951 Frau Dreibrot, Herr Lippmann, Herr Gaumbitz, Helmut Venus, Herr Nitzsch und Herr Unger.
Am 01.06.1950 wird der neue Schulhof eingeweiht.
1953 erfolgte eine Generalüberholung, 1954 dann sechs Lehrer mit 6 Klassen bei 114 Kindern. Um diese Zeit auch das Lehrerehepaar Helga und Siegfried Schmidt, Susanne Köhler, später dann das Lehrerehepaar Hannelore und Günter Ernst sowie Hertha Marschner.
1963 wird die Hundertjahrfeier der Schule mit einem Festumzug begannen.
Die endgültige Schulschließung erfolgt Ende August 1975.
Danach wird in einem Raum eine Schwesternstation geschaffen. Schwester Therese und Dr. Jan Flieger betreuen die Einwohner, auch eine Annahmestelle für Dienstleistungen und eine Poststelle wird Ende der 1970 ziger Anfang der 1980 ziger Jahre geschaffen, sowie zusätzlich eine Wohnung im ersten Stock ausgebaut.
Das ehemalige Klassenzimmer 4 nutzt nun der Jugendclub als Vereinsraum. Das Klassenzimmer 2 wird als Vereinsraum der FFW genutzt. Schließlich wird das Klassenzimmer 1 auch noch von der FFW genutzt und in neuerer Zeit u.a.für die Unterstellung des neuen Feuerwehrautos ausgebaut, dazu wird auch eine befestigte Ausfahrt angebaut.
Text: H. P. Bruneker
Schulklasse 1898