Seeligstadt Sagen Massenei

Sagen um Seeligstadt und Massenei

Verschiedene Sagen über die Massenei sind bekannt. Die Überlieferung vom Bornematz, der sich von Wanderern eine Wegstrecke tragen lässt (vgl. Aufhocker), verweist nach Reinhard Korn auf eine tatsächliche Begebenheit, die auf Matz Brückner und Born Hans Schöne zurückgeht. Beide sind laut Eintrag im Großröhrsdorfer Kirchenbuch 1637 in der Massenei erschossen worden und sollen seitdem als Spukgeister erscheinen. Eine andere Sage erzählt vom Berndittrich, dem wilden Jäger zur Nachtzeit.

Die Bornematzin, der Handwerksbursche und der Geizhals

Nach Jahren kehrte ein Handwerksbursche in seine Heimat zurück und sang nach Herzenslust, obwohl er keinen Pfennig in der Tasche hatte. Da kam eine alte Frau auf ihn zu, um ihm einige Goldstücke zu geben. Lasst nur bleiben, Mütterchen, ihr habt ja selbst nichts übrig, sagte der Handwerksbursche und wollte weitersingen. Aber die alte Frau ging nicht weiter. Nun gut, soll es meine gute Mutter haben, sagte der Bursche und bedankte sich herzlich. Dann sang er weiter und kam bald nach Großröhrsdorf. Bald saß er bei seiner Mutter und viele Nachbarn um ihn. Er erzählte Allen, dass ihm ein altes Weib in der Massenei das schöne Geld gegeben hätte. Das hörte der Geizhals, lief noch am gleichen Tage in den Wald und schrie aus allen Kräften Bornematzin! Bornematzin! Es dauerte nicht lange und die Alte saß auf seinem Buckel und kratzte und prügelte ihn so lange bis er fortlief. Aber je weiter er lief, desto schwerer wurde die Last, die Schläge wurden häufiger und stärker bis er auf den Boden sank. Als er erwachte war die Bornematzin verschwunden und der humpelte stöhnend nach Hause.

Fortan hat der weder gegeizt noch jemanden betrogen.

Das Gespenst am Seeligstädter Wegweiser

Am Abzweig des von Arnsdorf nach Seligenstadt führenden Fahrweges von der böhmischen Glasstraße steht eine Steinsäule als Wegweiser, an der es nachts umgehen soll und gespenstische Schatten über den Weg huschen, ächzen und stöhnen, manchmal auch um Hilfe rufen. In den siebziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts wurde hier einen Mann tot aufgefunden, der Opfer eines Verbrechens war. Bis heute ist, nicht bekannt, wer der Unglückliche war. Man hat ihn in aller Stille auf dem Gottesacker in Arnsdorf begraben. Sein Geist findet keine Ruhe und geht noch heute an der Fundstelle um.

Pandietrich

Wenn Pandietrich sein Unwesen treibt, kommen gewiss Krankheit, Krieg und böses Wetter hinterdrein. Eine Meute wilder Hunde und anderer Tiere ist sein Gefolge. Fast immer wählt Pandietrich zur Mitternachtsstunde von 12 bis 1 denselben Weg. Wie schon mancher gehört oder gesehen hat, klingt es aus der Ferne wie ein gewaltiger sich immer mehr nähernder Sturm. Dann nähern sich seine Hunde mit fürchterlichem Gebell, danach kommt Pandietrich auf seinem Sarg. Manchmal hat er keinen und ruft doch "Husssa, hussa, he!" hinter den Tieren her. Bei der rasenden Jagd entsteht solch einen Wind das die Bäume sich ist zur Erde herabbiegen.

Der gespenstische Sarg

Ein junger Vaterlandsverteidiger aus Großröhrsdorf wanderte zur Sommerzeit nachts über Kleinröhrsdorf nach Arnsdorf. Plötzlich brach ein Wolkenbruch los und der Soldat flüchtete in den Wald. Nach einiger Zeit ließ der Regen nach, und der Soldat wollte seine Wanderung fortsetzen. Gespenstische, grelle Blitze beleuchteten seinen Weg taghell. Alls das Wetterleuchten die Umgebung erhellte, fuhr ihm ein gewaltiger Schreck in die Glieder, da er mitten auf dem Weg einen Sarg erblickte. Um der Sache mit dem Sarg auf den Grund zu gehen, zog er seinen Seitengewehr, nahm vor dem Sargaufstellung und rief laut: Halt, wer da? Langsam hob sich der Sargdeckel, ein Mann richtete sich im Sorge auf und das Gespenst sprach mit zitternder Stimme: Ach Gott, tun Sie mir nichts! Ich bin der Glasmüller aus Arnsdorf. Ich will den Sarg nach Kleinwolmsdorf zu Landschöppens bringen. Ich bin kein Gespenst. Nee tun se mir nischt! Da setzten der Soldat und der Glasmüller den Weg gemeinsam fort.

Pandietrich

Mitten im Hochwald der Massenei stand ein einsames Jagdhäuschen als Unterkunft für die Waldheger, wenn sie hinauszogen, um dem Wild aufzulauern. Meist kam der alte Waldheger von Seeligstadt hinaus und streute rings um die Hütte Erbsen, um das Wild anzulocken. Manche Nacht blieb er gleich in der Jagdhütte, so auch in einer Herbstnacht, in der er ein donnerähnliches Rollen immer näher kommen hörte. Es war schon nach Mitternacht, als der aus dem Schlafe aufgeschreckt wurde. Bald erkannte er im wilden Getöse ganz deutlich Hundegebell, hörte Jagdhörner und wie jemand mit heiserer Stimme durch den Wald schrie: Hussa! Hussa! He! Der alte Waldhüter hatte schon viel erlebt, aber so etwas war ihm noch nicht begegnet. Im Glauben, ihm wolle jemand die schöne Jagd verderben, öffnete er die Fenster und schrie laut in den Wald: Halbpart! Als die Jagd vorbei war, schien der Mond hinter den Wolken hervor, der Waldheger eilte vor die Tür und sah im hellen Mondschein ringsum Hirsche und Wildschweine von den Bäumen hängen. Nun wusste er, wer es nachts durch den Wald gejagt war und freute sich, dass Pandietrich so redlich geteilt, Halbpart gemacht hatte.

Das graue Männchen

Am Kreuzwege der Bretniger Viere ist zuweilen eine Zwergengestalt, mit langem grauem Bart, das graue Männchen zu sehen. Das graue Männchen hockt auf dem Wurzelstock einer Fichte, stützt mit der rechten Hand den Kopf und hält in der linken Hand einen aufgeschlagenes Buch in dem es liest. Ab und zu blickt das Männchen auf, als erwarte es jemanden. Später schlägt es das Buch mit einem tiefen Seufzer zu, erhebt sich, geht darauf von und verschwindet im Dunkel des Waldes. Hier am Kreuzwege wurde ein Mönch von Raubgesindel ermordet. Der einzige Schatz des Mönchs war ein Buch, das er immer bei sich trug und in dem er las, wenn er eine Rast machte.

Die Steinteichnixen, Wäsche der Steinteichnixen

Vor Jahren ging in einer schönen Sommernacht ein Großröhrsdorfer Bursche auf dem Heimweg von seiner Braut aus Arnsdorf durch die Massenei. Am Steinteich bemerkte er, wie über dem Teiche reizvolle Nebelgebilde schwebten, sich senkten und neigten. Am Ufer aber lag es weiß wie Schnee, und als er näher hinsah, bemerkte er zu seiner größten Verwunderung, dass es seidenartige Wäsche war, die im Mondschein wohl bleichen sollte. Gern hätte er seine Hand danach ausgestreckt. Noch oft kam der Bursche nachts am Steinteich vorbei. Doch er konnte sich immer beherrschen und ging weiter. Eines Tages führte er seine Herzenskrone zum Altare. Als abends die Hochzeitsgesellschaft beim fröhlichen Hochzeitsschmause saß, öffnete sich die Tür, hereintraten zwei schöne Mädchen. Sie überreichten dem Brautpaare ein mit Wasserrosen geschmücktes Kästchen. Danach verschwanden sie spurlos. Das Kästchen war mit feinster schneeweißer Wäsche gefüllt, die er am Ufer des Steinteiches im Mondschein gesehen hatte. Als übers Jahr ein reizendes Töchterchen dem jungen Paare in die Wiege gelegt ward, wurde das Kind mit der feinsten Wäsche der Steinteichnixen umhüllt. Im Dorf wurde sie später die "Nixe" genannt.

Die Glocken von Rüdigersdorf

Am Steinbach, der den Wald der Massenei durchfließt, bereitet sich Frau Sager eine Heimstätte. Frau Sager spielt am plätschernden Waldbach und flüstert, wenn der Abendwind durch die Bäume rauscht und der Vollmond sein Silberlicht über das Waldmeer der Massenei ausgießt. Dann erheben sich am friedlichen Wiesengrunde strohgedeckte Hütten, die Häuser von einem in Kampf und Streit untergegangenen Dorfes, das früher mitten in der Massenei stand.

Der Spuk am Gedenkstein im Schmetterholz bei Fischbach

Zwischen den Dörfern Fischbach und Schmiedefeld bei Stolpen dehnt sich eine größere Waldfläche aus. Dieselbe bezeichnet der Volksmund als Schmetterholz. Da hindurchführt die Bautzner Landstraße, welche den Wald in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt. Auf der südlichen Seite steht hart neben der Landstraße, nur wenige Schritte von der Stelle, wo der Wald von Schmiedefeld her beginnt, ein verwitterter Stein. Derselbe trägt die Zeichen G.S.F. und die Jahreszahl 1793. Dieser Gedenkstein erinnert die Wanderer an eine schaurige Tat. Hier war ein Fleischer aus Schmiedefeld, der zum Viehmarkte zog, meuchlings ermordet und seiner Barschaft beraubt. Nun soll er aber heute noch an jener Stätte nicht geheuer sein. Hier wird der Wanderer, der etwa nachts die einsame Landstraße dahin zieht, vielfach geängstet und erschreckt. Aus dem Walde heraus vernimmt er lautes Hundegekläff, Pferdegetrappel und Hussaschreien, das allmählich in der Ferne verstummt. Auch Schellengeläute hört er hinter sich; es klingt, als wenn ihn ein Schlitten nachgejagt kämme. Oftmals sieht er auch über die Landstraße vor sich her ein kleines, graubärtiges Männchen schweben, das aus der südlichen Waldseite tritt, die Landstraße kreuzt und in der nördlichen Waldseite verschwindet. Schon so manchem nächtlichen Wanderer ist dieses gespenstige Männchen an jener Stelle erschienen. Man nennt es allgemein "das graue Männchen". Selbst solchen Personen ist es wiederholt erschienen, die nicht gerade zu den Furchtsamen und Abergläubischen gehören. Forstleute, Waldarbeiter und Fuhrleute sind im Schmetterholze manchmal geäfft worden. Das graue Männchen scheint aber harmloser Natur zu sein; man hat noch nichts gehört, dass es jemandem ein Leid zugefügt hätte.

 

(Meiche, Dr. Alfred - Sagenbuch des Königreichs Sachsen, 1903 / Mitgeteilt von Kantor B. Störzner in Arnsdorf)

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