Seeligstadt Dorf

Seeligstadt, ein Bestandteil der Gemeinde Großharthau.

Seeligstadt ist ein zweireihiges, etwa zwei Kilometer langes Waldhufendorf, zu beiden Seiten der Schwarzen Röder. Die hinter den Gehöften beginnenden, sich süd- und nordwärts ziehenden langen Streifen der Felder sind noch heute von der höchsten Erhebung des Ortes, dem 295 Meter hohen Schenk Berg, erkennbar. Im Westen wird der Flurbereich durch den Ortsgrundbach, im Norden durch die Massenei und im Süden durch den Seifenbach begrenzt.

Die Bahnstrecke Dresden-Görlitz führt seit dem 21. Dezember 1845 durch den südlichen Flurbereich direkt am Ort vorbei. Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich jeweils rund fünf Kilometer entfernt, westlich in Arnsdorf und östlich in Großharthau. Umgebende Ortschaften sind Großharthau, Schmiedefeld, Fischbach und Arnsdorf.

Bild: Seeligstadt Teichler Kirche
Martin-Luther Kirche Seeligstadt
Bild: Seeligstadt Unteres Freigut
Seeligstadt "Unteres Freigut"
Bild: Seeligstadt Kändlergiebel 2019
Seeligstadt Kändlergiebel Heimatvereinsbank Schwengelpumpe
Bild: Seeligstadt Oberes Freigut
Seeligstadt "Oberes Freigut"
Bild: Seeligstadt Kindergarten Teichler
Kindergarten Seeligstadt

Im Jahr 1882 wurde auf Seeligstädter Flur ein Bronzefund freigelegt. Der westlich des Kreuzungspunktes der Straße Seeligstadt Schmiedefeld und der Bahnlinie Dresden-Bischofswerda am Ortsausgang gefundene Kasten enthielt ein jüngeres böhmisches Absatzbeil, Bruchstücke dreier Knopfsicheln, zwei gedrehte Fußringe, den Rest eines dünnen Armringes und drei Rohmetallstücke. Das Alter dieses Depotfundes wird auf etwa 3000 Jahre geschätzt. Vermutlich stammt er von einem bronzezeitlichen Händler, der das hiesige Waldgebiet durchzog und diese Werte vergrub.

Seit Herbst 2016 kann nun dieser Bronzefund in der Heimatstube besichtigt werden.

Bitte an den Heimatverein wenden.

Eine vorgeschichtliche Siedlung lässt sich für den Oberlauf der Schwarzen Röder jedoch nicht nachweisen. Es ist anzunehmen, dass Seeligstadt, wie viele andere Orte der Gegend, in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von fränkischen Kolonisten gegründet wurde, denen neues Siedlungsland im waldreichen Gebiet östlich der Elbe zugewiesen wurde.

Aus dem Flurplan des Ortes und der über die Jahrhunderte nahezu konstanten Zahl der Bauerngüter lässt sich auf zwei Dutzend fränkische Kolonisten schließen. Diese errichteten auf dem ihnen zugewiesenen Streifen Land zunächst nur roh zusammengefügte, mit Schilf gedeckte Blockhäuser, deren einfache Eckverbindungen später durch senkrechte Stützen abgelöst wurden, die den Gebäuden einen besseren Halt gaben.

Der Lokator erhielt zwei Streifen Land und war somit größter Grundbesitzer, Verwalter und Richter des Dorfes. Zudem besaß er das Schankrecht, sodass das Erb (lehn) gericht gleichzeitig auch Schankhaus war.

Das Erbbuch des Amtes Stolpen verzeichnete für des Jahr 1559  fünfundzwanzig "besessene Mann" (Bauern) und einen Erbgärtner.

Sie leisteten zahlreiche Frondienste für das Amt und das Kammergut Rennersdorf.  Neben der Feldarbeit auf den amtseigenen Nutzflächen hatten sie auch Holz-, Getreide- und Fischfuhren zu erledigen und waren zum Weintransport von Naundorf und Zitzschewig nach Stolpen verpflichtet.

Bei Jagden hatten sie die nötigen Netze zu befördern und Treiber Dienste zu verrichten.

Ferner werden zwei Förster genannt, die die Massenei zu beaufsichtigen hatten. Zum Forstgut gehörte auch eine Hufe Land.

Für die Jahre 1510/11 sind für Seeligstadt bereits zwei Freigüter verzeichnet.

Die Zahl der Häusler Stellen des Ortes von 31 im Jahr 1764 hat sich bis in die sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts mit 66 Häusler mehr als verdoppelt.

Friedrich Ehregott Praßer erzählt in seiner Chronik von 1869 außerdem von acht Leinewebern, die sich im Sommer als Tagelöhner verdingten, einigen Maurern und Zimmerleuten, zwei Schuhmacher, drei Schneidern, einem Bäcker und einem Bankfleischer.

Ferner nennt er je zwei Schmiede und Tischler, zwei Mühlen und zwei Gasthäuser.

Die Kirche zählt zu den ältesten Dorfkirchen der Oberlausitz. Ursprünglich vielleicht nur eine Begräbniskapelle, war sie bis 1559 Filialkirche von Schmiedefeld, anschließend bis 1928 Filialkirche von Fischbach und seitdem wieder von Schmiedefeld. Heute ist die Kirche der Martin-Luther Kirchgemeinde Seeligstadt eine Schwesterkirche von Großharthau. Die erste Schule wurde bereits 1576 erwähnt. Somit ist der Schulneubau 1863 das zweite Schulgebäude. Die ursprünglich zwei Klassenzimmer wurden später um zwei weitere Klassenzimmer ergänzt, die bis 1975 die Klassen 1 bis 4 mit Schülern aus Seeligstadt und Schmiedefeld beherbergten. Danach besuchten die Kinder die Schule in Schmiedefeld.

Im Jahre 1954 wurden in einem modernisierten Bauernhaus Kindergarten und Kindergrippe geschaffen. Die Kindertagesstätte Gänseblümchen befindet sich heute in einem Neubau an Stelle des ehemaligen Kindergartens oder Schullandheimes.

Im "Nationalen Aufbauwerk" wurde 1959 eine Turnhalle, unweit des Kindergartens, errichtet.

Später folgte der Sportplatz Werner Seelenbinder.

Die alte Anlage dient heute im Sommer als Karpfenteich und im Winter als Natureisbahn.

Bis zur Verwaltungsreform von 1952 gehörte der Ort zum Kreis Pirna. Am 1. September 1952 wurde er in den neu gebildeten Kreis Bischofswerda eingegliedert. Am 1. März 1994, kurz vor der sächsischen Kreisreform des gleichen Jahres, wurde Seeligstadt nach Großharthau eingemeindet. Infolge der Auflösung des Landkreises Bischofswerda kam die Gemeinde Großharthau zum vergrößerten Landkreis Bautzen, der 2008 im nochmals vergrößerten Landkreis Bautzen aufging.

Die Herkunft des Ortsnamen Seeligstadt ist urkundlich nicht nachweisbar.

Eine Überlieferung wird auch in Sachsens Kirchen-Galerie des Jahres 1841 wiedergegeben. Demnach soll sich an der Schwarzen Röder eine Begräbniskapelle befunden haben, die zum Gedenken der Opfer des „Schwarzen Todes“ am Pestfriedhof errichtet wurde. Sie soll „Ort der Seligen“ oder „Stätte der Seligen“ geheißen haben. Als sich hier Ansiedler niederließen, sollen sie den Ort „Seligenstätt“ genannt haben, woraus später „Seeligstadt“ wurde.

Diese Entstehungsgeschichte ist aber nicht sehr wahrscheinlich, da die Menschen Pestfriedhöfe mieden und sie kaum als Siedlungsland gewählt hätten. Die Kirchen-Galerie nennt auch das Jahr 1630 als Gründungsjahr. Es ist aber unwahrscheinlich, dass der Ort in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges gegründet wurde. Tatsächlich findet sich die früheste bekannte Erwähnung des Ortes 1228 in der Oberlausitzer Grenzurkunde als Seliigenstat, nach der es zum bischöflich meißnischen Burgward Godowe (Göda) gehörte. Der Ort wird auch in einer Urkunde aus dem Jahr 1262 erwähnt, als Hugo von Wolkenstein beim Bischof von Meißen auch auf das Dorf „Seleginsstadt“ Anspruch erhob. Eine andere Überlieferung führt die Ortsbezeichnung auf den Namen seines Lokatoren „Selingo“ zurück. Selingo soll der Gründer der Siedlung gewesen sein, dessen Name genauso unbekannt ist, wie das Entstehungsjahr des Dorfes. Dennoch nennt das Stolpener Erbkaufbuch des Jahres 1559 einen Bauern Selingo. Auch gehen viele Ortsnamen der Umgebung auf ihre Gründer zurück, wie Arnsdorf, Cunnersdorf, Friedersdorf, Geißmannsdorf, Großröhrsdorf, Seifersdorf und Weickersdorf. Seeligstadt sei die „Stätte des Selingo“, die „Selingostätte“, „Seligstätt“, „Seeligstadt“. Der Ortsname kann auch auf Sal-Weiden zurückgeführt werden, die einst am Ufer der Schwarzen Röder gestanden haben sollen. Auch die Ortsnamen von Bretnig (Breiteneichigt, breite Eichenwaldung), Fischbach (fischreicher Bach) und Ohorn (von Ahornbäumen oder dem sorbischen „O hora“, am Berge) lassen sich auf landschaftlich bedingte Eigenheiten zurückführen. Eine weitere Möglichkeit der Namensherkunft liegt in der Herkunft der Kolonisten. Sie stammten aus Mainfranken, Thüringen und Niedersachsen und könnten dort in Dörfern gewohnt haben, deren Namen sie auch den Orten gaben, an denen sie sich niederließen. So finden sich unter anderem auch die Ortsnamen Frankenthal und Goldbach dort wieder. Die Schreibweise des Ortsnamens war starken Änderungen unterworfen. Nachweisen lassen sich unter anderem Selingenstat, Saeliginstat (1241), Seleginstat (1262), Seligstad (1413), Seeligstadt, Sehligstadt (1559), Sellichstadt (1588) und Seeligstadt (1698). Die Sprachforscher Ernst Eichler und Hans Walther deuteten die Schreibweise des Jahres 1241 Seli(n)genstat, von mittelhochdeutsch saelec, -ic = glücklich, selig, als „Ort an der glückbringenden Stelle“. Eine geistlich-kirchliche Beziehung des Ortsnamens zum Bischof von Meißen, der als Besitzer Stolpens und Grundherr Seeligstadts auch Ortsgründer des Dorfes gewesen sein könnte, kann nicht nachgewiesen werden.

Text: frei nach Wikipedia

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